Es war die "Pluggenmühle", die unserem Stadtviertel seinen Namen gab. Sie war eine der acht Windmühlen, die vor dem Aegidiitor ihren Standort hatte. Es war eine sogenannte Bockwindmühle, eine der ältesten Windmühlentypen in Europa. Die Holzwindmühle sitzt auf einer drehbaren Holzkonstruktion und kann so optimal in Windrichtung ausgerichtet werden.
Die Pluggenmühle stand auf einer kleinen Anhöhe zwischen der heutigen Weseler-, Norbert- und Gottfriedstraße. Dabei hieß die Mühle vorher Hospitalmühle, denn der Besitzer war das Magdalenen-Hospital.
Der wohl fleißige und tüchtige Müller Johann Plugge übernahm die Mühle als Pächter und betrieb sie zum Nutzen aller seiner Kunden. Der bisherige Name Hospitalmühle verschwand alsbald ganz und der Volksmund nannte die Mühle fortan Pluggenmühle.
Aus der Geschichte der Mühle wissen wir, dass sie 1562 einem Sturm zum Opfer fiel und bereits ein Jahr später wieder errichtet wurde. Im Jahre 1659 sägten Soldaten den Kreuzbalken der Mühle an und ein heftiger Sturm riss sie danach erneut zu Boden. Wieder im alten Glanze tat sie fast ein Jahrhundert treue Dienste. 1759 traf sie ein Blitz und auf Befehl des französischen Generals Gayon wurde sie ganz abgerissen. Auf dem erhöhten Gelände legte man eine Festung an. Um 1763 (nach dem 7-jährigen Krieg) wurde sie zum vierten Mal aufgebaut, bis sie 1853 von einem großen Sturm wieder umgeweht und und zerstört wurde.
Insgesamt 8 Mühlen standen vor dem Aegidiitor. Innerhalb Münsters gab es noch weitere 15 Mühlen
Zu der Zeit als es noch Befestigungsanlagen um das historische Münster gab, war die Gegend vor dem Aegidiitor kaum bebaut. Das Vorfeld von Aegidii sowie die Aawiesen waren ebenes Gelände und daher für die Verteidigung der Stadt bestens geeignet. Dort trat auch die Aa in die Stadt. Mit ihrer Hilfe konnte man die Stadt trockenlegen oder überfluten. Die Beherrschung dieses übersichtlichen Geländes vor der Stadtbefestigung war also wichtig und von großer Bedeutung.
Nach dem Wegfall der ursprünglichen Aufgaben der um die Stadt befindlichen Befestigungsanlagen drängten infolge der Entwicklung und der Bevölkerungszunahme die Altstadtbürger in die münsterschen Vororte, so auch nach Pluggendorf oder - wie es damals hieß - in die Aegidiivorstadt. Allmählich konnte man dann auch von einem Dorf sprechen.
Die erten Ansiedlungen von Häusern - oft noch mit ländlichem Charakter - lagen an der Weseler Straße und der Mecklenbecker Stiege. Letztere wurde auch bevorzugt zu einem Spaziergang der Bürger nach Mecklenbeck (genannt der Garten Pluggendorfs) zum Besuch der gemütlichen Kaffee-Gaststätten.
Wichtigste Straße war und ist die Weseler Straße geblieben. Damals als Heerstraße ausgebaut und benutzt, war sie besonders breit angelegt worden, denn durch die ebene und gradlinige Straßenführung (bis zum Rhein hin) war sie von außerordentlicher Bedeutung. Bereits um 1909 erhielt sie eine feste Bepflasterung, jedoch stadtauswärts an der linken Seite behielt sie einen Sommerweg für Menschen, Pferde und Wagen.
Freiherr von Fürstenberg ließ im Jahre 1767 die um die Altstadt gelegenen Befestigungsmauern und Tore abtragen, um die Angriffslust zukünftiger Feinde nicht herauszufordern.
Pluggendorf wurde im Jahre 1873 dem Stadtgebiet zugehörig erklärt respektive einverleibt.
Heute bildet Pluggendorf eine Einheit mit der gesamten Stadt. Durch die immer weitergehende Ausdehnung der Vororte zählt Pluggendorf heute nach dem Sprachgebrauch zur "Innenstadt".
Der schnelle Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg verlangte zweckmäßiges, aber nicht unbedingt schönes Bauen. Die alte Baustruktur mit den stattlichen Bürgerhäusern blieb weitgehend auf der Strecke. Das ländliche Pluggendorf hat keinen Platz mehr gefunden. Die ersten Bauernhöfe findet man erst weit vor den Toren der Stadt.
Mehr als früher pulsiert der Verkehr auf den Straßen und erst gegen Abend kehrt wieder die ersehnte Ruhe ein (sieht man einmal von der Weseler Straße ab). Der Aasee ist als Erholungsgebiet geblieben. Früher waren es die Aawiesen und heute ist es der herrlich angelegte, erweiterte Aasee, der zum Spaziergang einlädt. Der früher nahe gelegene Zoo hat oberhalb des neuen Teils des Aasees eine neue Heimat gefunden. Der Zoo ist nicht nur größer geworden, sondern auch schöner. Als "Allwetter-Zoo" ausgewiesen und in die Tat umgesetzt, zeigen Überdachungen und Leih-Regenschirme dem Regen seine Grenzen.
Pluggendorf hat sich verändert. Studentenwohnheime, eine Mensa, ein Jugendgästehaus (ehemals Jugendherberge) und Hotels an der Bismarckallee haben das Erscheinungsbild, aber auch die Bevölkerungsschicht beeinflusst und vielschichtiger gemacht. Nicht alles ist besser geworden, aber im Zuge einer sich immer wieder verändernden Umwelt erforderlich geworden - wie die Blitzanlage ("Starenkasten") an der Weseler Straße Ecke Geiststraße oder die Messstation für die Umweltbelastung an der Weseler Straße Ecke Blumenstraße.
Die Antoniuskirche, eines der imposantesten Bauwerke in Pluggendorf, ist seit Ostern 2007 nicht mehr der geistliche Mittelpunkt des Dorfes. Die Gemeinde wurde mit der St. Joseph-Gemeinde verschmolzen. Von der großen Antoniuskirche steht den Pluggendorfern nur noch die Krypta zur Verfügung. Alle anderen Einrichtungen werden von der polnischen und der spanisch-lateinischen katholischen Mission in Münster genutzt.